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Eröffnung am 2. Juli 2023!
Das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof freut sich auf ein neues Gebäude: Ein historisches Rebhaus aus Durbach wird in einem aufwändigen Versetzungsverfahren, auch Translozierung genannt, bis 2023 in das meistbesuchte Freilichtmuseum des Landes versetzt. Dort wird das Fachwerkhaus künftig die Ortenau als Herkunftsregion repräsentieren.
Dieses Projekt wird gefördert durch:
ERWEITERUNG DES SCHWARZWÄLDER FREILICHTMUSEUMS VOGTSBAUERNHOF
Das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach, mit seiner Gründung im Jahr 1964 das älteste Freilichtmuseum in Baden-Württemberg, präsentiert Häuser und Hofanlagen aus dem gesamten Schwarzwald. Seit der Saison 2018 ist mit dem „Schlössle von Effringen“ aus Wildberg, Landkreis Calw, neben dem südlichen und mittleren Schwarzwald auch der Nordschwarzwald vertreten. Der langfristig angelegte Plan des Museums sieht insgesamt zwei weitere Hofanlagen vor, die in den nächsten zehn Jahren aus den verschiedenen Regionen des Nordschwarzwalds nach Gutach versetzt werden sollen. Die Inneneinrichtungen der neu hinzukommenden Häuser sollen dabei das 20. Jahrhundert, von der Nachkriegszeit bis zur Jahrtausendwende, in den Blickpunkt rücken.
Das Freilichtmuseum schließt damit an die Gegenwart sowie an den Erfahrungshorizont der heutigen Besuchergeneration an. Die Hauslandschaft des Nordschwarzwalds weicht grundsätzlich vom traditionellen Schema eines Schwarzwaldhauses aus der mittleren und südlichen Region ab. Die Gebiete nördlich der Kinzigtallinie zeigen in der Architektur ihres baulichen Altbestands zum Rheingraben hin schon die Verwandtschaft zum Elsass und in den Höhenlagen Richtung der Westgäulandschaften Ähnlichkeiten mit dem fränkischen und oberschwäbischen Bauernhaus. Mit der Erweiterung um Gebäude dieser Haustypen unterstreicht der Vogtsbauernhof seine Grundidee, Hausformen aus dem gesamten Schwarzwald zu repräsentieren.
DAS „ORTENAUHAUS“
Als Ergebnis von umfangreichen Recherchen nach geeigneten Objekten hat das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof die Versetzung des sogenannten „Ortenauhaus“ aus Durbach, Landkreis Ortenaukreis, beschlossen. Dem Rebhaus aus Durbach kommt unter anderem die Aufgabe zu, die Ortenau als Herkunftsregion des Freilichtmuseums zu repräsentieren. Das eingeschossig, quergeteilte Fachwerkhaus mit seinem von der Hofseite aus ebenerdigen Zugang soll bis 2023 in einem aufwändigen Verfahren nach Gutach geholt werden.
Das Haus weist historische Eckdaten sowie eine Haus- und Bewohnergeschichte auf, die es für die Versetzung in das Freilichtmuseum in hervorragender Weise prädestinieren. So wurde das Fachwerkhaus als Teil eines großangelegten Winzergehöfts nach aktuellen Erkenntnissen um das Jahr 1775 erbaut.
Ein Glücksfall für die Wiedereinrichtung des Gebäudes ist der Umstand, dass das Erdgeschoss des Hauses bis zum Tod der letzten Bewohnerin im Dezember 2018 bewohnt wurde. Die letzte große Renovierungsphase fand im Jahr 1961 statt, was dem Zeitschnitt entspricht, der bei der Hauseinrichtung dargestellt werden soll. Dies spiegelt auch die Zeit der Einrichtung der letzten Bewohnerin wieder. Die Inneneinrichtung im Stil der 1960er Jahre soll die heutige Besuchergeneration ansprechen und eigene Lebenserinnerungen wecken.
Das Ortenauhaus soll als Einzelgebäude versetzt werden. Das einstige, quer zum Haupthaus stehende Ökonomiegebäude wurde von 1979 bis 1981 zum komfortablen Wohnhaus umgebaut. Der Bauherr und heutige Bewohner dieses Gebäudes hat sich als naher Verwandter der letzten Bewohnerin bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt um die Instandhaltung des Rebhauses gekümmert.
DIE WEINREGION DURBACH
Das an der badischen Weinstraße gelegene Durbach ist entsprechend seiner vom Weinanbau geprägten Landschaft Sitz mehrerer großer Winzergenossenschaften. So war auch das Ortenauhaus Teil eines ehemals großangelegten Winzergehöfts. Für das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof erweitert sich damit das Themenspektrum des Museums um ein noch nicht behandeltes Gebiet.
So sollen die Themen „Weinanbau“ und „Weinregion Ortenau“ in multimedialen Ausstellungseinheiten vermittelt werden.
Als Ersatz für sein einstiges Nebengebäude erhält das Ortenauhaus ein dem Original nachempfundenen Neubau, in welchem eine bewirtete Winzerstube untergebracht wird.
Wie kommt das „Ortenauhaus“ zu seinem Namen?
Bei der Benennung von Höfen oder Häusern spielt häufig die Bewohner- oder Hausgeschichte eine entscheidende Rolle. So werden die Gebäude nicht selten nach ihren Bewohnern benannt. Das Schlössle von Effringen war beispielsweise bis zu seiner Versetzung bei den Bewohnern der Gemeinde Wildberg aufgrund seiner Vergangenheit als ehemaliges Landschloss unter dem Namen „Schlössle“ bekannt.
Dem Ortenauhaus wurde bis heute kein spezieller Name zugetragen. Am ehesten wäre der Name Bachroth zur Benennung des Hauses infrage gekommen. So lebte die Familie um Xaver Bachroth ab 1889 über mehrere Generationen in diesem Haus. Später ging dann die Familie Feger daraus hervor.
Das „Durbachhaus“ stellt keinen einzelnen Haus-Typus dar, stattdessen spiegelt es die gesamte Vorbergzone als verbindende Landschaft zwischen Schwarzwaldhöhen und oberrheinischer Tiefebene wieder. Das Rebhaus ist darüber hinaus das erste Haus aus dem Raum der alten „Mortenau“, eine Reichsgraftschaft, die vom Rhein und Schwarzwald, der Bleich im Süden und der Murg und Oos im Norden begrenzt wurde.
Der Name „Ortenauhaus“ kommt folglich daher, dass das Gebäude nicht nur für einen speziellen Ort oder eine bestimmte Bewohnerfamilie stehen soll, sondern stellvertretend für eine gesamte Region, die heutige Ortenau.